Die Welt schaut gespannt in die USA, den dort stehen am 3. November die Wahlen an. Der Social Media Wahlkampf hat schon jetzt begonnen. Welchen Einfluss die sozialen Medien dabei haben, erkläre ich euch jetzt!

Soziale Medien in der Politik

Die digitale Revolution hat längst Einzug gehalten. Auch in unserer Kommunikation haben soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und YouTube einen hohen Stellenwert eingenommen. So ist es nicht verwunderlich, dass auch die Politik den Schritt in die digitale Kommunikation geht. Längst haben Politiker, Parteien und Kandidaten ihren eigenen Auftritt im Internet und den sozialen Medien.

Doch was macht jetzt Facebook und Co. so besonders für die Kommunikation der Politik? Dazu müssen wir zunächst einen kleinen Exkurs zu der Funktionsweise von sozialen Medien unternehmen. Dafür möchte ich euch einmal das Beispiel Facebook näherbringen.

Exkurs: Die Rolle von Facebook

Facebook ist mit 32 Millionen monatlichen Nutzern in Deutschland und 174 Millionen in den USA, die beliebteste Social Media Plattform. Doch warum ist das so? Das Erfolgsgeheimnis bei Facebook ist ganz einfach: Zeige dem Nutzer was ihm gefällt. Bei Facebook gibt es keine Redaktion, die Inhalte produziert, sondern Freunde, die relevanten Inhalt veröffentlichen. Damit wirklich nur Inhalte ausgespielt werden, die den Nutzern gefallen, setzte Facebook bis 2011 auf einen speziellen Algorithmus. Mittlerweile nutzt Facebook Machine Learning. Dabei lernt „der Computer“ stetig aus bestehenden Daten. Der Nutzer erhält so nur relevante Postings, die ihn interessieren und wo viele Interaktionen möglich sind. Für den Ersteller sind die Likes und Kommentare wichtig, welche er auf seinen Post bekommt.

Bei Katzenfotos und Urlaubsbildern im privaten Bereich mag das alles kein Problem sein, aber im politischen Umfeld kann dies zu einem werden. Jeder kann Inhalte posten, ob sie nun wahr sind oder nicht. Diese verbreiten sich dann rasend schnell.

Die Rolle von Social Media im US-Wahlkampf

Bereits zu der Wahl des Präsidenten 2016 hat Social Media in den USA eine große Rolle gespielt. Auf den sozialen Plattformen wurden die Bürger informiert, aber auch Werbung für den Wahlkampf geschalten. Die Parteien selbst nutzten die Medien genauso, um die Wähler zu erreichen. So wurde die Meinungsbildung ebenfalls stark beeinflusst. Teilen wir die USA in eine demokratische und republikanische Seite auf, können wir feststellen: Nutzer, die demokratische Beiträge auf Facebook teilen, posten in der Regel keine republikanischen Beiträge. Das ist auch umgekehrt der Fall. Hier ist schön zu sehen, wie stark die Politik das Land polarisiert.

Ein weiterer interessanter Punkt war, dass im republikanischen Lager nicht Fox News oder CNN die wichtigsten Medien waren, sondern Internetseiten wie Breitbart, truthfeed.com und endingthefield.com. Dabei steht besonders Breitbart in der Kritik. Das Portal verbreitete nicht nur Lügen über die demokratische Kandidatin für das Präsidentschaftsamt Hillary Clinton und ihren republikanischen Konkurrenten Donald Trump, sondern unterstützt auch die rechte Alternative. Die sogenannte Alt-Right Bewegung existiert dabei in erster Linie nur im Internet. Im Online-Wahlkampf setzte die Gruppe auf lustige Memes. Dazu zählte besonders Donald Trump als Comic Figur Pepe.

Manipulation durch Social Media im Online-Wahlkampf

Noch nie gab es im Wahlkampf ein Medium, dass so anfällig für Manipulationen ist wie die sozialen Netzwerke. Den ersten Angriffspunkt bietet dabei der Algorithmus. Es benötigt dabei nur eine Seite, die besonders beliebt erscheint und viele Likes und Kommentare auf ihre Postings bekommt. Spätestens seit Oliver Pocher wissen wir, wie einfach es ist, sich Follower und Likes zu kaufen. Und schon ist eine Seite geschaffen, die für den Algorithmus wichtig erscheint. Dieses Vorgehen passiert am häufigsten. Wie viele Nutzer nun dadurch beeinflusst werden, ist unbekannt. Denn niemand ändert einfach seine Meinung, nur weil ihm eine Meldung im Internet angezeigt wird.

Social Bots als Waffe

Eine weitere Manipulationstechnik sind Social Bots. 2016 gab es ein Netzwerk von Social Bots, welches rassistische und sexistische Witze verbreitete. Ab und zu flossen auch Witze über Donald Trump ein. Die Intention dahinter: Es wurde angenommen, dass Trump-Wähler Sexisten und Rassisten sind. Dadurch sollte diese Zielgruppe unbewusst unterwandert werden, um Stimmung gegen Trump zu machen.

Auch auf Twitter ist der Einsatz von Social Bots sehr beliebt, um so die Twitter Trends anzuführen. So werden mehr Menschen auf diese Tweets aufmerksam.

Öffentliche Bühne für den Wahlkampf

Soziale Medien wurden während des Wahlkampfes auch als Bühne genutzt, um öffentlich Politiker anzugreifen. Die Plattformen waren dabei nur Bühne, sondern auch Werkzeug. So wurde besonders Hillary Clinton während des US-Wahlkampfs 2016 stark angegriffen. Die Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlichte dabei E-Mails von Clintons Wahlkampfteam im Internet. Danach wurde öffentlich ausdiskutiert, welche E-Mail sich am besten für eine Lügenkampagne eignet.

Nachahmung

Ein weiterer Punkt sind die Wähler selbst. Facebook versprüht einen sogenannten Mobilisierungseffekt. Wenn die Nutzer in den sozialen Netzwerken sehen, welche ihrer „Freunde“ wählen gehen und wen sie wählen, werden sie es ihnen höchstwahrscheinlich gleichtun. Trump hat diesen Effekt versucht umzukehren und zu „demobilisieren“.

Kann uns das in Deutschland auch passieren?

Als erstes muss festgehalten werden, dass die Ausgangssituation in Deutschland komplett anders ist, als in den USA. In Deutschland herrscht statt der präsidentiellen Demokratie eine parlamentarische Demokratie. Zudem haben wir Verhältniswahlen statt Mehrheitswahlen. Schon allein deshalb gibt es nicht so viele Parallelen zu den Manipulationen in den USA. Jedoch werden auch in Deutschland die sozialen Netzwerke zur Meinungsbildung immer wichtiger.

Die Bedeutung von Social Media bei den Bundestagswahlen

Die Nutzung von sozialen Plattformen nimmt auch in der deutschen Politik stark zu. So ist besonders Twitter bei den Parteien und Politikern beliebt. Retweets werden dazu genutzt, um die politische Botschaft zu verbreiten. Mit Erwähnungen werden direkt Kandidaten markiert, auch um diese anzugreifen.

Besonders heiß wurde dabei die AfD bei Twitter diskutiert. Die Partei hatte im September 2017 die wenigsten Follower, jedoch wurde sie am meisten in den Kommentaren erwähnt bzw. die Beiträge geretweetet. Auch auf Facebook hatte die Partei doppelt so viele Fans wie CDU, CSU, SPD oder die Grünen. Die Beiträge der Facebookseite wurden ebenfalls häufiger geteilt als die der anderen Parteien. Anhand dieser Zahlen ist deutlich zu erkennen, dass die AfD im Online-Wahlkampf eine große Beliebtheit erreicht hat. Diesen Vorteil nutzt die Partei aus und umgeht damit die „traditionellen Medien“. Eine rechte Interseite wie beispielsweise Breitbart in den USA gibt es in Deutschland bisher nicht.

Manipulationen bei der Bundestagswahl

Auch in Deutschland wurden Algorithmen durch Social Bots beeinflusst. Dies war besonders auf der Plattform Twitter der Fall, um bestimmte Trends zu verzerren. Zudem gibt es auch das Phänomen der hyperaktiven User. Diese interagieren auf jeden geposteten Beitrag. Dies hilft der Seite, beliebter zu erscheinen. Auch die Manipulation mit Verschwörungstheorien und Fake News kam bei den Bundestagswahlen zum Einsatz, jedoch nicht in einem so hohen Maß wie in den Vereinigten Staaten.

Bei dem Thema Microtargeting haben sich die Parteien sehr zurückgehalten. Möglicherweise auch aus ethischen Bedenken.

Social Media Wahlkampf – Ein Fazit

Die Beeinflussung von Social Media bei den Wahlen ist nicht mehr zu leugnen. Besonders in den USA ist die Manipulation der Wahlen schon stark vorangeschritten. Dies war besonders bei den Präsidentschaftswahlen 2016 ersichtlich und wird auch bei den Wahlen im November 2020 wieder der Fall sein. In Deutschland spielen soziale Medien bei den Wahlkämpfen ebenso eine immer größere Rolle. Jedoch sind die Dimensionen wesentlich geringer als in den Staaten. Sicherlich stehen wir noch am Anfang der politischen Meinungsbildung durch die neuen Medien. Doch es wird sich bestimmt noch stark wandeln. Wie sehr – das wird die Zukunft zeigen!

Luisa Speer

Luisa ist die gute Seele von semcona und versorgt uns regelmäßig mit Schoki und anderen Leckereien. Als Head of Content kümmert sie sich genauso fürsorglich um alle Redaktionsprojekte. Im Blog schreibt Luisa demzufolge über Content-Themen und die neuesten App-Trends.

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