Alles, was neu und anders ist, nimmt der Bevölkerung die Arbeitsplätze weg! Dieses Todschlagargument wird gern genutzt, um Entwicklungen bei Menschen und Unternehmen zu behindern.

Bei den konventionellen Energien konnten wir diese Argumentation besonders stark wahrnehmen. Erzeuger betonten, dass wenn keine weiteren Subventionen für Kohle und Co. fließen, Dutzende Arbeitsplätze verloren gehen. Außer Acht gelassen wird neben den Umweltstandards, dass durch die erneuerbaren Energien ebenfalls neue Arbeitsplätze benötigt werden. Ein relativ aktuelles Thema ist nun die Angst vor der Industrie 4.0.

Wenn die Maschinen alles selbstständig können, wozu braucht es dann noch die menschliche Arbeitskraft?

Neulich wurde eine Studie der Boston Consulting Group (BCG) veröffentlicht, die diesem Argument versucht entgegenzutreten und sagt, es werden sogar neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Arbeitsprozesse der Menschen verändern sich ständig. So werden die zukünftigen Fabrikarbeiter auch mit Robotern zusammenarbeiten oder diese bedienen. Die Arbeit in der Industrie 4.0 wird IT-lastiger. Dies ist die Herausforderung sowohl für die Implementierung als auch für die Mitarbeitenden. Laut BCG wird derzeit geschätzt, dass fast 400.000 neue Jobs entstehen. Den Investitionsbedarf dafür betitelt die Group mit etwa 250 Mrd. Euro für die nächsten zehn Jahre. Gleichzeitig wird eine Produktivitätssteigerung von fünf bis acht Prozent in den nächsten zehn Jahren vorausgesagt.

Doch wie sieht die andere Seite aus?

Bereits in den letzten zehn Jahren wurden global Tausende Mitarbeitende entlassen, weil Roboter günstiger sind. Massenhaft betroffen sind die Stahl-, Kraftfahrzeug- und die Textilindustrie. Zum Beispiel wurden in der Stahlindustrie in den USA schon von 1982 bis 2002 etwa 75 Prozent der Stahlarbeiter, bei einer Produktionssteigerung von fast 40 Prozent, entlassen. Weltweit sind in der Fertigungstechnik 22 Millionen Arbeitsplätze abgeschafft worden, bei 30-prozentiger Produktionssteigerung. Aber auch der Dienstleistungssektor und der Einzelhandel erhalten Konkurrenz durch den Roboter. Über zwei Millionen Jobs sind seit 2009 durch die Automation verloren gegangen.

Neue Arbeitsplätze

Die Studie der BCG hat dahingegen recht, dass für die Herstellung, Programmierung, Wartung und den Service aller zukünftiger Produkte sowie Roboter Arbeitsplätze benötigt werden. Ebenfalls die Forschung und Entwicklung sowie alle Sozialbereiche werden immer Arbeitsplätze erfordern. Voraussetzung ist, dass dies Roboter nicht auch selbst erledigen können. Arbeitnehmervertreter streiten bereits darum, frühzeitig die Angestellten weiter zu qualifizieren, damit sie eine Chance haben sich den veränderten Marktbedingungen anzupassen. Zudem existiert die Langzeit-Forderung nach der Herabsetzung der 40 Stunden Woche. Trotzdem bleibt auch zukünftig die berechtigte Frage: Wie sollen zukünftig Millionen von Menschen beschäftigt werden und wie sieht die Integration in das gesellschaftliche Leben ohne Einkommen aus?

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