Die Zukunft der Hochschule 4.0 ist vielversprechend, würden nicht alte Dogmen Entwicklungen behindern.

Wie studierten wir früher? Alle Studierenden saßen in einem Vorlesungssaal und schauen sich die Folien des Profs über einen Beamer an. Schon das Mitschreiben auf einem Laptop war ein seltener Anblick. Dies lag auch häufig daran, dass es stets an Steckdosen in den Hochschulgebäuden mangelte. Auch war WLAN je nach Seminar ganz praktisch. Nichts ist dann schlimmer gewesen, wenn das WLAN schwach oder gar nicht erst vorhanden war.

Hochschule 4.0 mit vielen Möglichkeiten

Die Smartphone Nutzung nimmt besonders in den sogenannten Entwicklungsländern zu. Mangelt es vor Ort an Infrastruktur, um zum Beispiel notwendige ärztliche Versorgungen zu gewährleisten, fehlt es nicht am WLAN und einem mobilen Endgerät. Wieso also nicht auf diesem Wege Bildung vermitteln?

Möglich wird dies nicht nur, indem Unterrichtsmaterialien online verfügbar sind, sondern auch Webinare durchgeführt werden. So ist es jedem Lernwilligen möglich, von überall und jederzeit auf die Bildungsinhalte zuzugreifen und vor allem das eigene Tempo zu bestimmen. Ebenfalls können in der Hochschule 4.0 Kosten gespart werden. Die großen Vorlesungssäle würden nicht mehr in diesem Umfang benötigt, einige Anreisekosten für Dozenten oder die Druckkosten für Seminararbeiten und Vorlesungsfolien entfallen. Besonders für Frauen vereinfacht sich die Möglichkeit, eine Familie während des Studiums zu gründen oder neben Arbeit und Familie noch ein Studium aufzunehmen.

Flexibilität könnte es auch bei der Zusammenstellung der Lehrinhalte geben. Schrecken derzeit teilweise noch starre Modulpläne ab, könnte sich jeder Studierende in der Hochschule 4.0 bedarfsorientiert seine Wahlfächer personalisiert zuschneiden, neben den fixen Grundfächern. Voraussetzungen dafür werden internationale Regeln sein, um Abschlüsse und individuelle Lehrinhalte anzuerkennen.

Aktueller Unterricht

Vereinzelt führen Hochschulen und Dozenten virtuelle Seminare und Webinare durch. Offline Vorlesungen werden systematisch digitalisiert und so jedem Studierenden zugänglich gemacht. Auch erfolgt zunehmend die Vergabe von Noten oder die Anmeldung zu Seminaren online. In der Forschung werden Simulationen und interaktive Videos eingesetzt, um Szenarien vorausplanen zu können, ohne diese erst real testen zu müssen. Bund und Länder haben ebenfalls begonnen Budget für die Digitalisierung bereitzustellen.

Meist werden derzeit allerdings noch Lösungen in den Hochschulen selbst entwickelt. Ein gemeinsamer Austausch mit anderen Studierenden ist dabei kaum vorgesehen. Eine übergreifende Lösung ist zum Beispiel Smile (Stanford Mobile Inquiry-based Learning Environment). Smile ist eine Plattform, auf der Studierende Bilder von nicht verstanden Texten oder Präsentationen erstellen können und diese anschließend auf die Plattform laden. Das Ziel ist, dass Studierende und Schüler gemeinsam über das nicht verstandene diskutieren und auch gemeinsam dafür eine Lösungen finden.

Stolpersteine auf dem Weg zur Hochschule 4.0

Auch wenn langsam Bewegung und ein Umdenken in die alten Dogmen kommt, ist in vielen Köpfen noch das alte Bild verankert: Ein Universitätsabschluss ist mehr wert, als einer an Fachhochschulen.

Während Fachhochschulen allerdings ein Ohr am Unternehmen haben und lokal eng mit diesen zusammenarbeiten (müssen), sind Universitäten nicht gerade für ihre Offenheit und Entwicklungsbereitschaft bekannt. Wer einmal Prof. an einer Universität ist, bleibt dies auch bis zu seiner Rente und teilweise noch danach. Damit sinkt die Veränderungsbereitschaft und Dynamik in der Organisation. Dies hat auch Folgen für die Modulpläne, welche ebenfalls häufig starr bleiben. Die Universitätsstruktur ist zentral, vereinzelt bilden sich Leuchttürme heraus. Sie stehen untereinander in einem viel geringeren Wettbewerb als Hochschulen, die dezentral verankert sind.

Zusätzlich wird Veränderungsbereitschaft von bürokratischen Hürden und Abhängigkeiten von Fördermitteln eingeschränkt. Ein neues Problem stellen die schlechten Arbeitsverträge dar, welche es unattraktiv machen für Jüngere in die Lehre zu gehen.

Derweil ist es notwendiger denn je, sich für die Zukunft zu wappnen. Der Arbeitsmarkt braucht Spezialisten, denn standardisierte Arbeiten werden zukünftig Maschinen erledigen. In Hochschulen müssen daher neue Modelle entwickelt werden, wie Software und Maschinen weiterentwickelt werden können. Zusätzlich müssen Fähigkeiten vermittelt werden, diese zu bedienen.

Hoffnung für Hochschule 4.0

Es wird spannend bleiben, wie sich die Universitäten in der Bundesrepublik Deutschland für die Zukunft rüsten. Nach eigenen Erfahrungen und den Recherchen zum Thema werden vor allem aber Fachhochschulen den Weg in die Hochschule 4.0 finden. Praxisnaher Unterricht, Wissen über die Bedürfnisse und Probleme der Unternehmen und eine Veränderungsbereitschaft in der Lehre werden Voraussetzungen sein, um Spezialisten für die Welt 4.0 zu bilden und auszubilden.

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